Beratung und Anamnese - Praxis Dr. von Keller - Gastroenterologie Tübingen - Darmspiegelung Tübingen, Magenspiegelung Tübingen

Sedierung

in der Endoskopie

Wenn Sie mit uns über eine Magen- oder Darmspiegelung sprechen, wird es auch darum gehen, ob Sie während der Untersuchung Medikamente bekommen sollen, die Ihnen die Schmerzen nehmen und vielleicht auch dafür sorgen, dass Sie von der Untersuchung überhaupt nichts mitbekommen und das Gefühl haben, sie einfach zu verschlafen. Eine solche Medikamentengabe nennt man Sedierung.

Diese Zusammenstellung von wichtigen Fragen sagt Ihnen, was Sie darüber wissen und dabei beachten sollten.

Wann Sedierung und warum?

Grundsätzlich können einfache Untersuchungen wie eine Magen- oder eine Darmspiegelung auch ohne Sedierung durchgeführt werden. Da jedoch nicht jeder Patient eine solche Untersuchung gleich gut toleriert, kann auch bei solchen einfache endoskopischen Untersuchungen eine Sedierung sinnvoll sein bzw. die Untersuchung überhaupt erst möglich machen.

Bei länger dauernden Untersuchungen und bei besonders kniffligen Eingriffen, oder wenn bei der Untersuchung zugleich eine Behandlung erfolgen soll, ist es wichtig, dass Sie sich nicht unwillkürlich bewegen. Dann schafft die Sedierung oft erst die Voraussetzung dafür, dass die Untersuchung erfolgreich und risikoarm durchgeführt werden kann.

Insgesamt macht die Sedierung solche komplexe Eingriffe sowohl für die Patienten als auch für die Untersucher oftmals angenehmer.

Welche Medikamente kommen zum Einsatz?

Zwei Arten von Medikamenten werden hauptsächlich eingesetzt, das Propofol und die Benzodiazepine (z.B. die Wirkstoffe Diazepam und Midazolam).

Propofol ist kurzwirksam, seine Wirkung tritt rasch ein, und Sie wachen nach der Untersuchung sehr bald wieder auf.

Benzodiazepine wirken angstmindernd und entkrampfend und sorgen ebenfalls dafür, dass Sie sich hinterher nicht an die Untersuchung erinnern können. Sie haben den Vorteil, dass es ein Gegenmittel (Flumazenil) gibt, mit dem die Wirkung wieder aufgehoben werden kann, wenn die Sedierung zu Problemen führt. Andererseits müssen Sie nach der Untersuchung einer längeren Überwachungsphase unterzogen werden.

Aufgrund dieser Eigenschaften wird fast nur noch Propofol eingesetzt. Wenn doch mit Benzodiazepinen sediert wird, soll Midazolam dem Diazepam vorgezogen werden, weil seine Wirkung schneller nachlässt.

Daneben kommen auch Medikamentenkombinationen zum Einsatz, z.B. die zusätzliche Gabe von Opiaten, die Ihnen Schmerzen nehmen und dazu beitragen können, dass weniger Sedierungsmittel gebraucht wird.

Welche Voraussetzungen sind in der Praxis für eine Sedierung erforderlich?

Der für Ihre Sedierung verantwortliche Arzt besitzt umfangreiche intensivmedizinische Erfahrungen, um eventuelle Komplikationen zu beherrschen. Alle nicht-ärztlichen MitarbeiterInnen, die an der Durchführung der Sedierung, der Überwachung und Nachsorge beteiligt sind, nehmen regelmäßig an strukturierten Fortbildungsprogrammen teil. Während einer Endoskopie mit Sedierung werden Sie also dauerhaft von speziell geschultem und qualifiziertem Personal überwacht.

Falls Sie ein erhöhtes Risiko aufweisen (z.B. wegen zahlreicher Vorerkrankungen) oder ein besonders langwieriger und aufwendiger endoskopischer Eingriff zu erwarten ist, kann es erforderlich sein, die Untersuchung im Krankenhaus unter Anwesenheit eines Anästhesisten („Narkosearzt“) durchzuführen.

Bei einfachen endoskopischen Untersuchungen und risikoarmen Patienten kann die Sedierung aber durch den endoskopierenden Arzt eingeleitet und anschließend von einer entsprechend ausgebildeten und erfahrenen Person (z.B. Arzthelferin, Schwester oder Pfleger) überwacht werden.

Unsere Praxis ist zur Überwachung und Unterstützung der Atmungs- und Herz-Kreislauf-Funktionen auch apparativ entsprechend eingerichtet.

Während der Sedierung erhalten Sie möglicherweise Sauerstoff über eine Nasensonde.

Welche Nebenwirkungen der Medikamente und Sedierungskomplikationen sind möglich?

Mit den zur Sedierung verwendeten Medikamenten können unterschiedliche Verminderungen der Wachheit erreicht werden, unter Umständen kann eine Sedierung sogar zu einer vollständigen Narkose führen. Wenn hierbei lebenserhaltende Reflexe beeinträchtigt oder ausgeschaltet werden (wie z.B. die Atmungsfunktion), müssen entsprechende Gegenmaßnahmen (wie z.B. Beatmung) ergriffen werden. Dies ist aber nur extrem selten zu erwarten (bei maximal jedem zehntausendsten Patienten).

Zudem kann es durch die Sedierung zu einem verminderten Sauerstoffgehalt des Blutes und einem Blutdruckabfall kommen, diesbezüglich werden Sie daher engmaschig überwacht (z.B. durch einen Finger- oder Ohrklipp während der Untersuchung und durch eine regelmäßige Messung des Blutdruckes).

Sollte bei Ihnen eine schwerere Herzerkrankung bestehen, kann es notwendig werden, dass zusätzlich noch Ihre Herzaktivität durch das Anlegen von speziellen Elektroden (EKG) überwacht wird.

Darüber hinaus kann es zu einer Venenentzündung an der Einstichstelle für die Medikamentengabe kommen.

Sollte ein unbehandeltes Krampfleiden bestehen, könnte durch Propofol ein Anfall begünstigt werden.

Sehr selten sind auch allergische Reaktionen beobachtet worden, so z.B. bei Einsatz von Propofol auf das in der Präparation enthaltende Sojaöl bzw. Eiweißbestandteile. Sie sollten daher Ihren Arzt über bei Ihnen bestehende Allergien berichten (ggf. unter Vorlage Ihres Allergiepasses).

Wie geht es nach der Untersuchung für Sie weiter?

Nach Beendigung der Untersuchung werden Sie in einem separaten Zimmer durch entsprechend geschultes und qualifiziertes Personal weiter überwacht.

Für die Entlassung ist eine Begleitperson optimal, die Sie nach Hause bringt und möglichst auch noch ein paar Stunden bei Ihnen bleibt.

Wenn es Ihnen nach der Untersuchung auf einmal wieder schlechter geht oder eine andere Komplikation (z.B. eine unerwartete Blutung) auftritt, wenden Sie sich sicherheitshalber an die Rettungsleitstelle (Tel. 19222 oder 112) und stellen sich im Krankenhaus vor. Nehmen Sie dorthin bitte das Befundschreiben, das Sie bei Entlassung erhalten, mit.

Nach der Untersuchung dürfen Sie bis zum nächsten Tag – nach Einsatz von Benzodiazepinen die nächsten 24 Stunden – nicht aktiv am Straßenverkehr teilnehmen, insbesondere kein Kraftfahrzeug führen, keine schwierigen Maschinen bedienen, keinen Alkohol trinken und keine wichtigen und rechtlich bindenden Entscheidungen treffen. Die Arbeitsfähigkeit ist in der Regel am nächsten Tag wieder gegeben.

Und wenn ich noch Fragen habe?

Vor der Sedierung bzw. Endoskopie werden Sie durch Ihren Arzt in einem Gespräch aufgeklärt. Inhalt und Umfang der Aufklärung werden von Ihrem Arzt mithilfe eines Formulars schriftlich dokumentiert.

Eine Aufklärung sollte auch erfolgen, wenn Sie bereits früher endoskopische Eingriffe derselben Art erfahren haben oder sich gut informiert fühlen. Denn oft sind doch Details in Vergessenheit geraten oder unverstanden geblieben.

Die Aufklärung soll so erfolgen, dass Sie alles verstehen. Wenn Sie etwas nicht verstanden haben oder wenn Sie weitere Fragen haben, dann trauen Sie sich bitte, diese zu stellen!

Schließlich geht es um Ihr Vertrauen in die Untersuchung und um Ihre Sicherheit!